03. Dezember 2013
4 Minuten zu lesen

Tempus Fugit: Timelapse Projekt aus der Region – inklusive «How To»

Philipp Ebner - Tempus Fugit - Zeitraffer

Ich bin ein absoluter Fan von guten Zeitraffer Aufnahmen und habe ja auch schon eigene Timelapse Aufnahmen gemacht. Daher weis ich auch wie zeitintensiv einerseits nur schon die Aufnahmen sind und andererseits wie viel Zeit dann nochmals ins Postprocessing gesteckt wird. Daher möchte ich Philipp Ebner, der öfters mit einem Kollegen von mir für Aufnahmen unterwegs war, etwas supporten. Sein Timelapse-Projekt namens Tempus Fugit ist nämlich hervorragend gemacht und zeigt atemberaubende Aufnahmen. Ich habe ihn daher gefragt ob er den Technikblog-Lesern einen kleinen Einblick in seinen Workflow geben würde, was er erfreulicherweise auch tut. Im folgenden ein kleines How To zu seinem schönen Timelapse-Video, gespickt mit einigen Aufnahmen und das Resultat könnt ihr am Ende des Beitrags sehen! Ich überlasse nun Philipp das Wort:

Nachtaufnahme in Baden für Tempus Fugit von Philipp Ebner

Nachtaufnahme in Baden für Tempus Fugit von Philipp Ebner

Aufnahmen

Ich nehme alle Bilder mit Spiegelreflexkameras (5D und 7D) im Raw-Format auf. Beliebteste Objektive sind Ultraweitwinkel- sowie Standardzooms, manche Perspektiven gewinnen aber auch erst durch die starke Kompression eines Teles an Reiz, etwa die Verkehrsaufnahmen bei 2:40 oder 3:00. (Die Aufnahme bei 3:00 entstand mit Hilfe einer Technik, die erst durch Magic Lantern möglich wird, dazu mehr später). Kameramodi sind alle auf Manuell gestellt, um ein Flackern im fertigen Film zu vermeiden.

Ich achte meist darauf, dass die Belichtungszeiten nicht zu kurz werden. Wenn die Bewegungen auf den einzelnen Frames bereits etwas verzogen und nicht knackscharf sind, wirkt das Endprodukt einiges „glatter“.

Obwohl für ein 1080p-Video nur knapp 2 Megapixel nötig sind, nutze ich immer die volle Auflösung der Kameras. Die bringt zwar enorme Datenmengen mit sich und verlangsamt auch die Nachbearbeitung, doch hat man so die Möglichkeit, nachträglich Zooms und Dollyfahrten zu simulieren.

Philipp Ebner - Tempus Fugit - Zeitraffer 5

Ein weiterer Vorteil zeigt sich bei den Astroaufnahmen. Während am Tag, respektive bei kurzen Belichtungszeiten und niedrigen ISO-Werten die hohe Auflösung lediglich ein Luxus ist, ist sie bei Astroaufnahmen extrem wichtig. So lässt sich nämlich das Bildrauschen beim runterskalieren auf 1080p minimieren. Ausserdem hat man so viel seltener Dead- oder Hotpixel die sichtbar sind. Der Effekt eines vorüberziehenden Sternenhimmels kann durch ein, zwei stationäre Pixel völlig kaputt gemacht werden.

Bei Astroaufnahmen mit hohen ISO Werten (1600-3200) und langen Belichtungszeiten (30 Sekunden aufwärts) muss man also unbedingt die Finger von sRAW und mRAW Modi lassen.

Eine Ausnahme bezüglich Auflösung, sind Aufnahmen bei denen Magic Lantern verwendet wird. Seit Mai 2013 kann man mit dieser Firmware auf den meisten Canon Kameras Raw Videos aufzeichnen mit Auflösungen bis knapp über 1080p (1920*1288). Dabei wählt man im Magic Lantern Menu „fps Override“ und gibt an, wie viele fps aufgezeichnet werden sollen. Der grosse Segen für Zeitraffer ist dabei, dass dies über LiveView passiert und  der Verschluss der Kamera gar nicht auslöst. So kann man den Verschleiss des Shutters auf ein Minimum reduzieren, hat dafür aber halt nicht die Möglichkeit von virtuellen Kamerafahrten in der Nachbearbeitung.

Ein weiteres cooles Feature von Magic Lantern, ist die Möglichkeit, ein FullHD-Video zu erstellen, das nur die effektiv notwendigen Pixel nutzt. Es werden also nur die 1920*1288 Pixel in der Mitte des Sensors ausgelesen. Somit kann man seine Brennweite ca. um den Faktor drei verlängern und das ohne Lichtstärke einzubüssen. Ein 200mm f2.8 wird so zu einem 600mm f2.8, am APS-C, kann man das Ganze nochmals mit 1.5 multiplizieren. Die oben erwähnte Verkehrsaufnahme der Hardbrücke nutzt diese Technik.

Wunderschöne Aufnahme der Milchstrasse

Wunderschöne Aufnahme der Milchstrasse

Nachbearbeitung

Ein erstes Entwickeln der Bilder geschieht in Adobe Lightroom. Hier bin ich gerade dabei meinen Workflow etwas zu ändern. Anstatt die Bilder fertig in Lightroom zu entwickeln, mit viel Kontrast und satten Farben etc. neige ich seit kurzem dazu eher flache, wenig gesättigte Bilder auszugeben. So hat man im Schnitt einfach mehr Möglichkeiten die Bilder aufeinander abzustimmen. Weil ich das früher nicht gemacht habe, gibt es an einigen Stellen, wie ich finde relativ starke und unschöne Farb- und Kontrastwechsel zwischen bestimmten Sequenzen.

Wie schon erwähnt nutze ich LRT3, welches einem einiges an Arbeit abnimmt. Obwohl die virtuellen Kamerafahrten durch LRT machbar währen, bin ich von diesem Workflow ebenfalls etwas weggekommen. Ich empfehle, die einzelnen Sequenzen von LRT als 4K oder sogar 5K Video ausgeben zu lassen. Dieser Prozess, respektive die nötigen Zwischenschritte sind zwar enorm Speicherintensiv und dauern lange, aber man hat einen entscheidenden Vorteil.

Philipp Ebner - Tempus Fugit - Zeitraffer 1

Man erhält nämlich so ein Master-File, bei dem man im Schnitt- respektive Effektprogramm die virtuellen Zooms und Fahrten à la minute ändern kann. Rendert man die Sequenz in LRT mit Kamerafahrt  und möchte im Nachhinein etwas daran ändern, so ist man gezwungen die komplette Sequenz neu zu rendern.

Eventuelle Effekte oder Korrekturen geschehen in AE und geschnitten hab ich mit Premiere Pro.

Tempus Fugit

Fazit

Erstmal vielen Dank an Philipp und ich glaube das hat jedem einen kleinen Einblick verschafft wie ein professionelles Zeitraffer-Projekt erstellt wird. Mich hat es jedenfalls motiviert mal selbst wieder hinter die Kamera zu sitzen und einige Aufnahmen zu machen. Hoffe es hat euch den einen oder anderen von euch etwas Anreiz gegen, als guten Einstieg und kleine Nachtlektüre kann ich nach wie vor das Buch Zeitraffer-Fotografie von Gunter Wegner empfehlen. Viel Spass und zeigt mir eure Resultate!

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